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Redaktionsschluss


„Redaktionsschluss!“, das klingt nach Zeitungsredaktion, und so oder so ähnlich könnte es auch sein. Ausgangspunkt für diesen Theaterabend war im März 2016 eine Nachricht aus Istanbul. Dort stürmte die Polizei das Verlagsgebäude der auflagenstärksten Tageszeitung der Türkei, „Zaman“, und stellte diese unter staatliche Aufsicht. Ein klarer Fall von Verfassungsbruch, auch am Bosporus. Doch nicht nur ein deutsches Volkslied weiß, dass die Gedanken frei sind… Genau wie die Musik. Und Gedanken und Musik, beide immateriell und flüchtig, können gefährlich wirksam werden und kleine und große Veränderungen anstoßen.


Seit März 2016 hat sich die Erde ein paar Mal weitergedreht. Neue politische Ereignisse lassen unsere Welt in der Zwischenzeit aber nicht unbedingt friedlicher oder beruhigender erscheinen. Immer noch haben viele Menschen das Gefühl, dass sehr bald einiges zu Ende gehen könnte. Manche sehen die westliche Demokratie durch den Aufstieg der Autokraten bedroht. Andere ihren Wohlstand gefährdet. Oder die Existenz einer offenen, toleranten Gesellschaft. Auch die Privatsphäre wird zunehmend durch Überwachungssysteme und digitale Medien beschädigt. Oder droht gleich unserem ganzen christlichen Abendland der Untergang? Die Frage, was danach kommt, ist noch ungewiss. Erst einmal sind da viel Traurigkeit und Angst, Aggression und Ratlosigkeit, nicht zu vergessen Galgenhumor und trotziger Optimismus – viele große Gefühle im Angesicht einer verwirrenden Weltlage.

Noch haben wir unsere Demokratie, und ein Grundrecht, das auf der Meinungsfreiheit basiert, garantiert unser tägliches Brot im Theater: die künstlerische Freiheit. Und die wird Sandy Lopičić, der in der vergangenen Saison mit seinem musikalischen Theaterabend „Trümmerfrauen, Bombenstimmung“ einen großen Erfolg im HAUS EINS feiern konnte, wieder nutzen. Doch während in der letzten Saison die Kostbarkeit jedes einzelnen Lebens im Mittelpunkt stand, geht es nun um die Kraft der Masse und der Gemeinschaft. Zusammen mit zehn Spielerinnen und Spielern mit und ohne Instrumenten wird Sandy Lopičić diesen komplexen, politischen Grundakkord unserer Zeit auf dem Theater reflektieren.


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